-CONFUSION-

Siehst du dort am Horizont über den kahlen Kronen der knochigen Könige des Waldes, etwas oberhalb der Linie, wo die Erde den Himmel festhält, siehst du dort den Hoffnungsschimmer? Nein wirklich, da, zwischen Silberstreifen und grauen Wolkenbergen, dunklen Konturen und trister Landschaft, da, ganz deutlich und doch unscheinbar, fast zu übersehen in all der Schwarzmalerei: ein Farbtupfer. Klares, schönes Blau, ein kristallner Glanz, der sich hinter Steingrau und aschner Kohle verbirgt so wie die schillerndsten Edelsteine es zu tun pflegen. Ich weiß, du weißt, da ist noch mehr, hinter der Wolkenwand ist mehr Blau, ist mehr Schönheit, ist mehr Leben. Komm, schau zu diesem Loch in der hässlichen düsteren Mauer, die dich davon trennt, schau dort hin und puste, schau dort hin und glaube, dass du sie durchbrechen kannst, sind die Ziegel doch bloß Wolken, bestehend aus Nicht-Farbe-Sein. Puste und sieh, erkenn daran, genauso ist es doch mit uns, mit den Gedanken der Menschen -das Schöne ist immer da, bloß schleicht sich verschleiernder Rauch ein, und alles ist grau, wolkenverhangen. Komm puste, verscheuch den wolknen Qualm aus deinem Kopf, mein Himmel in mir soll sichtbar sein

So sprach das Mädchen mit den blauen Händen, und nach Wimpernsenken, Mundwinkelheben und ein bisschen Zeit fiel die Mauer, brach die Wand aus grauen Schwaden, und es war blau überall oberhalb der nackten Äste, deren Knospen man erst da erkennen konnte. 

Es wird Frühling, wispert alles, meine Hände sind zwar noch kalt, doch blau nicht mehr, das ist der Himmel, und in beidem ist Leben, das spüre ich