2014-05-27

Vertrauen. So ein großes Wort und doch klingt es einfach, irgendwie. Jeder kennt diese Vertrauensspiele: Zwei Menschen, einer steht mit dem Rücken zu dem anderen und lässt sich fallen, vertraut darauf, aufgefangen zu werden. Ganz einfach. Oder das: Einer hat die Augen verbunden und lässt sich von dem anderen führen mit Händen und der Stimme, vertraut darauf, dass er vor Gefahren gewarnt, über Hindernisse hinweggelotst, auf den richtigen Weg gebracht wird. Vertrauen ist wichtig für die Bildung einer Gruppe, eines Teams. Jeder muss jedem vertrauen, damit die Gesamtheit etwas erreichen kann, ohne dass jemand überfordert wird oder in der Masse untergeht. Wenn das Vertrauen da ist, kann sich auch eine Person rückwärts von einem Bunker fallen lassen in dem Vertrauen, dass die auf dem Boden stehende Gruppe ihre Kräfte zusammentut, die Person aufzufangen. Diese Spiele haben wir in Tschechien auf der Studienfahrt gespielt, ganz am Anfang, um das Gerüst für die nächsten Tage aufzubauen, das Gerüst namens Vertrauen, auf das alles aufbaut, wenn man als Gemeinschaft agiert.
So einfach diese Spiele klingen, die viele sicher schon aus der Grundschule oder Ähnlichem kennen, so schwer fiel es mir, mich darauf einzulassen. Trotz der Simpelheit des Ganzen fand ich heraus, dass ich nicht in der Lage bin, mich fallen zu lassen, die Kontrolle in den Hintergrund zu stellen und alles in die Hände anderer zu übergeben. Es kostet mich unheimlich viel Überwindung und Zeit, zu vertrauen. Ich konnte nicht teilnehmen an einigen Aktivitäten, hatte zu wenig das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle, konnte kein Vertrauen aufbauen.
Dabei ist es nicht so, dass ich Angst davor habe, zu fallen oder mich zu verletzen. Aber das Abgeben von Kontrolle, die Möglichkeit, dass das Vertrauen missbraucht wird, das Aufschlagen auf dem Boden im Sinne von Enttäuschung, macht mir zu viel Angst, so viel Angst, dass diese mich lähmt und daran hindert, diese Mauer der Furcht niederzureißen und mich fallen zu lassen in das Vertrauen.
Mir ist das viel bewusster geworden in diesem Wald in Tschechien. Dass ich nicht Angst vor physischen Verletzungen habe, sondern der Abwesenheit von Kontrolle. Und zwar bei diesen Spielen genauso wie in zwischenmenschlichen Beziehungen. Es fällt mir nicht leicht, mich Menschen zu öffnen, auch wenn ich in den letzten Monaten wahrscheinlich sehr viel selbstbewusster erscheinen mag, weil ich meine Narben nicht mehr verstecke und Fragen darauf bezogen und über andere sehr persönliche Dinge offen beantworte. Aber dass ich nie wirklich gelernt habe, dass Vertrauen etwas sehr Wichtiges ist, ist mir ganz deutlich geworden, und ich schätze, das ist ein ganz entscheidender Punkt, der dazu führt, dass ich nie so richtig verliebt war. 'To fall in love' bedeutet 'sich verlieben' im Englischen, und das ist das Entscheidende: Man muss sich fallen lassen. Alles loslassen, die Kontrolle verlieren, sich in die Liebe fallen lassen. Und wie soll ich das können, wenn ich mich nicht einmal traue, mich in die Arme eines anderen Menschen fallen zu lassen? Bei mir braucht es so viel Zeit zu vertrauen, so viel Zeit, bis ich mich traue, mich fallen zu lassen.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht mutig bin. Das bin ich auch nicht besonders, aber ich habe mehr Angst davor, anderen Menschen die Kontrolle über mich zu geben, als Dinge zu tun, die andere Menschen nicht tun würden, weil sie sich davor fürchten.
   Ich hoffe, es ist verständlich, wie ich all das meine. Für mich ist es ziemlich ersichtlich, und es erstaunt mich, dass ich das durch einfache Vertrauensspiele in einem Wald in Tschechien rausgefunden habe. Nur leider ist das eine ziemlich traurige Tatsache, weil ich mich gern verlieben würde, weil ich gern vertrauen würde, weil ich ohne so viel Angst leben möchte. Ich weiß nicht, wie ich so etwas lernen kann, aber ich hoffe, ich werde es bald herausfinden.
Danke an alle, die das gelesen haben. Ich hoffe, ihr könnte Vertrauen schenken und Liebe, vertraut darauf, dass ihr geliebt seid, und schenkt der Welt ein Lächeln, denn hier weint der Himmel. Und fühlt euch umarmt, wenn ihr mögt.
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und dann hab ich noch was, was gar nicht dazu passt, aber #yolo: Meine Gang und ich machen morgen ein Frage-Antwort-Video, würden uns über viele Fragen über was auch immer sein, können auch auf mich bezogen sein, falls ihr irgendwas Bestimmtes wissen wollt. Die könnt ihr uns auf unserem Blog (klick) stellen -liebsten Dank im Voraus♥

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank dir, und fühl dich auch umarmt :)
Das mit dem Vertrauen fällt mir auch schwer, langsam wird es zwar wieder besser aber....hmm :D jedenfalls denke ich, dass ich das alles sehr gut verstehe, wie du das meinst....aber ich glaube, du bist auf einem guten Weg :)