2012-10-04

Bevor die Bäume anfingen, war die Luft voller Menschengeräusche, das Vorbeizischen der Autos übertönte jeden Vogelgesang, jedes Rauschen der Blätter im Wind. Es roch nach Abgasen, es stank nach Zivilisation, obwohl ich mich "auf dem Lande" befand. Schon allein die Anwesenheit der Leute in den über die Bundesstraße rasenden Fahrzeugen verpestete die Umgebung. Ich schlenderte über den Asphalt und hielt die Luft an, als ich in den Schutz des Waldes trat. Sofort änderte sich die Atmosphäre, bereits nach wenigen Schritten war nichts mehr zu vernehmen von dem Lärm der Straße. Ganz leise und langsam, bedächtig atmete ich aus und ein, hoffte, die Schönheit nicht zu zerstören, während ich sie Atemzug für Atemzug in mich aufnahm. Ich inhalierte den Duft, den der Regen im bunten Laub und an den Baumrinden hinterlassen hatte, und ärgerte mich, dass man ihn nicht abspeichern konnte, festhalten wie die Farben der Blätter mit einer Kamera oder die Stimmen des Waldes, die Melodien des Windes mit einem Tonaufnahmegerät. Die Sonne blinzelte durch noch grüne Baumkronen, sie schickte ein paar Strahlen hindurch, die ein unbeschreibliches Licht im Raum hinterließen, im Raum Wald, der sich in dem großen Haus namens Natur befand. Ich blickte hinauf zur Decke und berührte ehrfürchtig die majestätischen, hölzernen Säulen, die sie hielten, ich schritt über den weichen Teppich mit tausend Farben. Immer weiter ging ich, alles sah so gleich aus und zugleich bot sich mir mit jedem Augenaufschlag ein neuer Anblick, einer bezaubernder als der vorige. Auf einem Sofa, einem umgestürzten Stamm, der auf einem anderen mit selbem Schicksal lag, saß ich eine Weile, wolte dort verweilen, hier würde ich mich niemals langweilen. Doch in dem ewigen Klang der Stille wurde mir bewusst, dass ich das nicht konnte. Seufzend schloss ich die Augen, öffnete sie wieder und ließ meine Füße wieder den Grund berühren. Schweigend wie der Wald bewegte ich mich fort, mich etwas unsicher umblickend, wo ich war. Aber eben nur etwas. Denn ich hatte mich nicht verlaufen. Keineswegs. Doch ich fühlte mich ein bisschen verloren.
Ich hatte mich nicht verlaufen, ich hatte mich bloß ein wenig verloren.

2 Kommentare:

TiNa hat gesagt…

Wald ♡!
Schöne Bilder, toller Text! Vor allem die letzten Sätze. ♡

fairytaleprinces buy whores hat gesagt…

ist leider kein echtes blut , wäre aber cool wenn doch oder ?
liebe♥