2013-11-21

Die Welt, in der ich wandle, ist grau, hell und dunkel und dieses scheinbar allumfassende Dazwischen, nicht weiß, nicht schwarz, undefinierbar, farblos. Bloß die Schattierungen weisen Richtungen auf, Unterschiede, tausend Abstufungen von diesem Dazwischen. Hier kann ich kein Ziel mehr sehen und keinen Sinn in irgendetwas, die Sonne bleibt verborgen, der Himmel ist versteckt unter einem Meer aus Wolken, und die Sterne scheint man nur noch aus Märchen zu kennen. Die Straßen, durch die ich gehe, kenne ich schon so lang, und doch sind sie mir fremd, so kalt, und unheimlich, ich gehe gern, doch nicht über diesen Asphalt, so grau, auf dem auch der Verkehr schwimmt, grau, über den die Leute mit neugierigen Augen stieren, grau. 
In dem Grau, dem Dazwischen, versinke ich, es zieht mich runter, zieht mich in sich, zieht mich durch sich hindurch, dass ich durch und durch ein Teil werde davon. Grau werde ich, dunkel und hell und nichts davon, undefinierbar, farblos. Geteertes Inneres, verkohlte Gedanken, eingeäscherte Gefühle. Mir wird ins Herz gebrannt durch das in mir erlöschende Licht, mit Worten werde ich gebrandmarkt, auf ewig, tief in mir, tief, unter dem Grau. Dort, bis wohin es noch nicht gedrungen ist, werden Buchstaben in Flammen aufgehen in mir, dass sie alles dort verglühen lassen, was noch übrig ist, die Farben werden mit dem Rauch aufsteigen und verschwinden, Helles wird dunkel werden oder zu grell, unangenehm und grau, farblos. Die Worte verfestigen sich, bevor sie sich entzünden, sie zischen, wenn sie in mich dringen, um dort zu entflammen. Die Worte, sie kommen von der Straße, sie kommen aus der Welt, in der ich wandle, aus den Augen der Menschen um mich herum, der Wind trägt sie, die Autos flüstern sie, Fensterscheiben und Spiegel schreien sie mir entgegen. Worte, die ich ewig in mir trage wahrscheinlich, die einzigen, die mir immer im Kopf herumschwirren werden, wenn auch manchmal unterbewusst, leise wispernd, versteckt. Wertlos Enttäuschung unfähig Fehler Objekt unnütz bloß Buchstaben im Grunde, doch darüber und darunter und darin so viel mehr. Im Ganzen sehen einzelne Dinge immer ganz anders aus. Doch während die Buchstaben zusammenhalten, Sinn ergeben, eine Lebensaufgabe haben, gemeinschaftlich, bin ich allein, und bleibe einsam, nur mit mir und dem Grau, ich bin das Dazwischen in dieser Welt, in der ich wandle, das unbeachtet und bloß ein Teil des Ganzen ist, ohne dazuzugehören. 
wieso staunen wir nicht mehr

1 Kommentar:

Charlotte Leonie hat gesagt…

du bist so magisch, liebe mary, so unendlich magisch.

die farben, die findest du in den kleinen dingen, das verspreche ich dir. sie werden sichtbar bei einer tasse tee, beim lesen von einem wundervollen gedicht, beim bekommen einer whatsappnachricht, die dich zum lächeln bringt, beim auswählen der art und weise, wie du dein nächstes kunstwerk zeichnest, beim blick in den himmel und dem gedanken, dass jemand anders auch gerade in genau denselben himmel blickt, vielleicht nicht auf dieselbe stelle, aber denselben himmel, und dass derjenige vielleicht gerade an dich denkt. all das malt deine seele voll mit farben und weil es temperafarben sind werden sie noch nass sein und abfärben und nach und nach wird dein gesamter körper und dein gesamtes leben ein buntes kunstwerk mitten im kalten winter, wirst schon sehen!

liebe an dich. ganz ganz viel liebe. ♥